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Crowdworking-Plattformen als alternative Form der Arbeitsorganisation

#5 der Blogserie zur Konferenz „Herausforderung Cloud und Crowd – Plattformen, Wertschöpfungssysteme und Organisation von Arbeit nachhaltig gestalten“ am 21.3.2017 in München

 

Beitrag von Prof. Dr. Jan Marco Leimeister, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik, Universität Kassel

Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Menschen Arbeit verrichten. Viele innovative neue Geschäftsmodelle der letzten Jahre basieren auf dem Plattformprinzip. Eine „Spielart“ dieser neuen Plattformökonomie sind Crowdworking-Plattformen – Internet-basierte Plattformen, auf denen Unternehmen bezahlte Arbeiten mittels eines Aufrufes an ein breites Feld potenzieller Bearbeiter, die „Crowd“, ausschreiben. Die Plattformen übernehmen als Intermediäre dabei die Abwicklung, Koordination, Steuerung oder Kontrolle dieser Aufträge.

Diese neue Form der Arbeitsorganisation für digitale Erwerbsarbeit beinhaltet sowohl Chancen als auch Risiken. Chancen, da sowohl Individuen als auch Organisationen an Flexibilität gewinnen und sich daraus zusätzliche Beschäftigungsoptionen eröffnen können, beispielsweise für Menschen, die dem „regulären“ Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen können. Risiken, da diese Form von Plattformarbeit mittelfristig zum Rückgang „traditioneller“ Beschäftigungsformen führen kann, mit allen Auswirkungen auf unsere gegenwärtigen Sozialsysteme.

Deutschland hat als größte Volkswirtschaft Europas und viertgrößte Volkswirtschaft der Welt eine starke industrielle Basis und ist in vielen Branchen Weltmarktführer. Im Bereich der „Plattformökonomie“ sind jedoch andere Nationen, allen voran die USA, führend. Ausgehend von der Erkenntnis, dass auf technologischen Entwicklungen basierende neue Geschäftsmodelle langfristig nicht verhindert werden können, gilt es, diesen rechtzeitig zu begegnen und sie möglichst human und sozialverträglich zu gestalten. Ein erster wichtiger Schritt hierzu ist eine intensive Untersuchung und ein tiefes Verständnis der Funktionsweise solcher Crowdworking-Plattformen.

Das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik der Universität Kassel hat im Rahmen des Verbundprojektes „Herausforderung Cloud und Crowd“ 14 und damit gut ein Drittel der derzeit 32 Crowdworking-Plattformen mit Sitz oder zumindest einem physischen Standort in Deutschland näher untersucht, unter anderem mittels ein- bis eineinhalbstündiger Tiefen-Interviews mit den Hauptverantwortlichen (CEOs/Geschäftsführer) der jeweiligen Plattformen. Im Fokus dieser Gespräche standen Governance- und Steuerungsmechanismen auf Plattformen, Möglichkeiten der Verzahnung externer und interner Crowds sowie Potenziale für die Abwicklung weiterer, komplexerer Aufgaben über Crowdworking-Plattformen. Des Weiteren haben wir im Rahmen einer Umfrage unter allen 32 Crowdworking-Plattformen mit Sitz oder einem (physischen) Standort in Deutschland erstmals Zahlen zur Anzahl der Crowdworker in Deutschland sowie der Höhe des in Deutschland über solche Crowdworking-Plattformen erzielten Umsatzes erhoben.

Es zeichnet sich schon jetzt klar ab, dass mit dem Phänomen Crowdworking auch in Zukunft gerechnet werden muss. Die Anzahl der Unternehmen, die sich Crowdworking-Plattformen zur Aufgabenerledigung bedienen, wächst ebenso wie die Vielfalt der Aufgaben, die hierdurch erledigt werden können. Die gesamte Branche hat im vergangenen Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr 2015 in Deutschland deutliche Umsatzsteigerungen verzeichnen können.

Zudem zeigen unsere Forschungen, dass die Verzahnung externer und interner Crowds erhebliche Synergiepotenziale für Unternehmen bietet – etwa durch das Sammeln von Ideen durch externe Crowds, die dann durch interne Crowds (Mitarbeiter des Unternehmens) auf die unternehmensspezifischen Bedürfnisse angepasst und zugeschnitten werden. Konkrete Beispiele wie die Crowdworking-Plattform Mila zeigen dabei, dass es nicht zwingend zu einer Kannibalisierung bestehender Arbeit kommen muss. Vielmehr können neue Dienstleistungsangebote entstehen, die sich den Prinzipien der „On-Demand“‘ oder „Sharing-Economy“ bedienen und für die betreffenden Unternehmen zusätzlichen Mehrwert schaffen.

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Inhalte dürfen ausschließlich unter Angabe der Quelle verwendet werden:

Leimeister, Jan Marco (2017): Crowdworking-Plattformen als alternative Form der Arbeitsorganisation. Kassel. Online verfügbar unter https://idguzda.de/blog/crowdworking-plattformen-als-alternative-form-der-arbeitsorganisation/ [20.03.2017].

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