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Silicon Valley – Strategischer Ort in den globalen Innovations- und Wertschöpfungsketten

(Joseph Sohm / Shutterstock.com)

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Dass das Silicon Valley eine fundamentale Bedeutung für die globale IT-Industrie hat, konnten wir schon bei unserem ersten Besuch im Jahre 2008 gut nachvollziehen. Wer in der Welt-IT-Industrie einen globalen Anspruch hatte, war schon damals dort vertreten. SAP hatte beispielweise sein zweitgrößtes Lab in Palo Alto, weil es für das Unternehmen essentiell war, die Innovationsimpulse des Valley frühzeitig zu erfassen. Neben den IT-Unternehmen fanden wir aber auch schon die Labs von Daimler und VW. Verglichen damit hat die Bedeutung des Silicon Valley für das globale System von Innovationen noch einmal deutlich zugenommen. Das wirkt sich in vielfältigster Weise auf die Arbeitssituation hier aus.

Besonders ist uns aufgefallen, dass auch Industrien, die von vielen Beobachtern gar nicht als klassische Kandidaten für eine baldige disruptive Veränderung des Marktes gehandelt werden, hier hochrangig vertreten sind. So trafen wir beispielsweise Führungskräfte von RWE, die davon überzeugt waren, dass die strategischen Innovationsbeiträge in ihrem Geschäftsmodell hier entwickelt werden. Sie standen daher einem Lab vor, das die hiesige Innovationsentwicklung sondierte und direkt an den Vorstandsvorsitzenden berichtete. Eine besondere Bedeutung hatte die Tatsache, dass Vishal Sikka, der CEO von Infosys – mit fast 190.000 Beschäftigten der zweitgrößte indische IT-Dienstleister –, seinen Hauptsitz im Valley hat. Das hat eine hohe symbolische Wirkung. Denn das Unternehmen war bei unserem ersten Besuch in Indien im Jahre 2006 das attraktivste in Bangalore. Und gerade dieser Ort avancierte damals zum neuen strategischen Ort in der Welt-IT-Industrie.

Globalisierung bedeutet aber mittlerweile für das Silicon Valley vor allem auch, in globale Wertschöpfungsketten eingebunden zu sein. Selbst kleine Start-Ups mit weniger als zehn Beschäftigten hatten einen Teil ihrer „Workforce“ in Indien oder irgendwo anders in Asien. Daraus ergibt sich eine Zeitzonenstruktur der Produktion, die über 12 oder gar 14 Stunden Zeitdifferenz geht. Abends, so erzählte uns eine Managerin aus einem großen IT-Unternehmen mit Teams in USA, Europa, Indien und China, „fackele“ sie die Calls mit den Mitarbeitern in China und Indien ab und am nächsten Morgen ab 7.00 Uhr die mit Europa. Arbeit im Silicon Valley heißt vor allem auch Zeitzonenmanagement. Und das betrifft nicht nur das obere und mittlere Management. Auch für die Softwareentwicklerinnen und Softwareentwickler ist dies gelebter Alltag.

Dies trägt wesentlich dazu bei, dass hier die Arbeitstage keinen richtigen Anfang und kein richtiges Ende zu haben scheinen. Die Begriffe „Feierabend“ oder „Überstunden“ machen angesichts dessen keinen Sinn. Vielmehr mäandert die Arbeit für die Beschäftigten hier regelrecht durch den Tag. Die Menschen hier entwickeln Strategien im Umgang mit der Arbeitszeit, die darauf zielen, die Verfügbarkeitserfordernisse in den globalen Arbeitsstrukturen so in den Tag zu platzieren, dass am Ende wenigstens noch ein bisschen Freiraum übrig bleibt, um beispielsweise die Tochter zu einem wichtigen Hockeyspiel begleiten zu können. Und wenn es dann noch möglich ist, die Calls am Abend und am Morgen von zu Hause aus zu machen, um den Verkehrsstaus in den Stoßzeiten zu entgehen, schätzen sich viele glücklich. Eine klare Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist hier nicht prägend. „Always on“ – und zwar zeitlich und motivational – ist hier gelebte Praxis.

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